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Brauchwasser für den Flughafen Frankfurt

Die Ansprüche an die Wasserversorgung könnten höher nicht sein. Fließt am Flughafen Frankfurt kein Wasser, steht Europas Drehkreuz still. Betreiber Fraport leistet daher einen immensen Aufwand bei der Versorgung und der Ausgestaltung der Infrastruktur – aber auch beim schonenden Umgang mit der kostbaren Ressource.

 

2,128 Millionen Kubikmeter Wasser wurden im Jahr 2019 am Flughafen Frankfurt genutzt - so viel wie in einer mittelgroßen Stadt. Doch während man anderenorts auch mal ein paar Stunden ohne Wasserversorgung auskommen könnte: Am Flughafen Frankfurt würde ohne Wasser gar nichts gehen.

Als Leiter des Betriebs für Ver- und Entsorgungsanlagen beim Flughafenbetreiber Fraport sorgt Jürgen Scheuring seit zehn Jahren für einen reibungslosen Ablauf. Der „Herr des Wassers“ auf dem Flughafen trägt große Verantwortung. Dabei denkt er nicht nur an Hundertausende Passagiere, Mitarbeiter und über 6.000 Tonnen Fracht, die den Airport täglich frequentieren, sondern auch an die Umwelt: Mehr als ein Drittel des Wasserbedarfs am Flughafen wird mit Brauchwasser gedeckt – ausschließlich in Einsatzbereichen, in denen nicht die Trinkwasserverordnung greift.

 

Der Blick auf einen Teil des Flughafens Frankfurt mit Terminal 1, ICE-Bahnhof und Start- und Landebahnen

 

Dazu gehören WC-Anlagen, Grünflächenbewässerung, Sprinkleranlagen, Bautätigkeiten und vor allem Löschwasser. Dabei handelt es sich aber keineswegs um verunreinigtes Wasser. „Unser Brauchwasser erfüllt hohe Anforderungen, die sich an der Trinkwasserqualität orientieren – es wird mehrfach gefiltert, gereinigt und in Brauchwasseranlagen aufbereitet. Danach hat es fast Trinkwasserqualität“, weiß Scheuring. Doch gerade in den brandschutztechnischen Anlagen stellen die Vorgaben der Trinkwasserverordnung hinsichtlich Stagnation und Systemtrennung zur Vermeidung von Rückflüssen ins Trinkwassersystem ein nicht unerhebliches Problem dar. Beim Brauchwasser ist der Flughafen zu 70 Prozent Selbstversorger aus eigenen Brunnen und aufbereitetem Regenwasser. Die restlichen 30 Prozent werden vom regionalen Wasserversorger Hessenwasser dem Main entnommen, aufbereitet und in die Adern des Flughafens gespeist.

Genug Löschwasser für alle Fälle

Die wichtigste Funktion des Brauchwassers am Frankfurter Flughafen liegt darin, den hohen Bedarf an Löschwasser zu decken. 358 Überflurhydranten hat Fraport über das Areal im Frankfurter Süden verteilt. Gemäß Vorschrift müssen auf dem Flughafengelände pro Stunde 630 Kubikmeter Löschwasser zur Verfügung stehen. „Wir haben hier einen viel höheren Löschwasserbedarf als an jedem anderen Standard-Industriegelände oder -Gebäude“, sagt Scheuring. „Sollte die Löschwasserversorgung aus irgendwelchen Gründen nicht bereitstehen, würde die Betriebsgenehmigung des Flughafens augenblicklich erlöschen, es dürften keine Flugzeuge starten oder landen – undenkbar.“

 

„Unser Brauchwasser wird mehrfach gefiltert, gereinigt und in Brauchwasseranlagen aufbereitet. Danach hat es fast Trinkwasserqualität.“

Jürgen Scheuring, Betriebsleiter der Ver- und Entsorgungsanlagen am Flughafen Frankfurt

 

Über 50 Kilometer zieht sich das Brauchwassernetz über das Flughafengelände, die Leitungen sind farblich säuberlich markiert, um sie von Trinkwasserleitungen abzuheben. Allein für den Bereich Cargo City Süd und Landebahn Nordwest stehen in Vorlagebehältern 8.800 Kubikmeter Brauchwasser und bei Bedarf 2.400 Kubikmeter Brunnenwasser zur Verfügung. Um nichts dem Zufall zu überlassen, wird das kilometerlange Rohrnetz jede Nacht von Sonden akustisch kontrolliert. Deuten dabei kleinste Geräuschabweichungen auf Lecks hin, werden Jürgen Scheuring und seine Kollegen umgehend informiert.

Außerdem verpflichten die Behörden den Flughafenbetreiber zu regelmäßigen Leistungstests der Hydranten und Löschübungen durch die Feuerwehr, bei denen die vorgeschriebene Löschwassermenge nachgewiesen werden muss. Dass kontinuierliche Bauarbeiten und die große Gewichtsbelastung durch die Flugzeuge die Statik des Flughafens konstant herausfordern, macht die Arbeit für Scheurings Team umso anspruchsvoller.

 


Positive Wirkung auf den regionalen Wasserhaushalt

Als Betriebsleiter für Ver- und Entsorgungsanlagen hat Scheuring nicht nur die Infrastruktur des Flughafens im Auge, sondern auch dessen ökologische Ausrichtung. „Durch unsere Brauchwasseranlagen tragen wir mit dazu bei, die Grundwasserressourcen in unserer Region zu schonen“, erläutert er. Fraport tue hier einiges für den Umweltschutz und mache sich gleichzeitig für die Zukunft unabhängiger in Sachen Wasserversorgung.

 

Über Jürgen Scheuring

Jürgen Scheuring verantwortet seit mehr als 10 Jahren den Betrieb der Ver- und Entsorgungsanlagen am Flughafen Frankfurt. Darüber hinaus ist er Geschäftsführer der Flughafen-Kanalreinigungsgesellschaft. Persönlich liegt ihm die Ressource Wasser am Herzen. Deshalb betreibt er auch am eigenen Haus eine Brauchwasseranlage.

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