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Flughafen Frankfurt: Wasser für Menschen und Stadtwald

24 Quadratkilometer mitten im Rhein-Main Gebiet. Rund 500 Firmen auf dem Gelände. Mehr als 81.000 Menschen, die hier arbeiten, 1.403 Starts und Landungen, 190.000 Passagiere und 6.050 Tonnen Fracht täglich. Das sind die großen Zahlen, die immer so beeindrucken, wenn vom Flughafen Frankfurt die Rede ist – einer der größten Verkehrsdrehscheiben in Europa. Worüber wenig gesprochen wird: Wieviel Wasser braucht so ein großer Flughafen, um zu funktionieren? Welche Infrastruktur muss vorgehalten werden? Wie wird das riesige Areal mit seinen vielen Gebäuden versorgt?

 

Jürgen Scheuring ist so etwas wie der Herr des Wassers am Flughafen Frankfurt. Seit mehr als zehn Jahren ist er Leiter des Betriebs für Ver- und Entsorgungsanlagen, zu denen auch die Anlagen und Netze der Trink- und Brauchwasserversorgung bei der Betreibergesellschaft Fraport AG gehören. In seiner Verantwortung und der seines Teams liegt, „dass die Sache mit dem Wasser läuft“, sagt er. „Unser wichtigstes Thema ist die Verfügbarkeit von Wasser auf dem weiträumigen Gelände. Die Behörden verpflichten uns, aus Gründen der Brandsicherheit beispielsweise für das Tanklager immer eine Wassermenge von 630 Kubikmetern pro Stunde oder im Bereich der Flugbetriebsflächen 480 Kubikmeter pro Stunde bereitzustellen. Das sind sehr große Mengen, weit mehr als sie im normalen Versorgungsnetz einer Stadt durchfließen,“ erklärt Jürgen Scheuring weiter. Solche Löschwassermengen Tag und Nacht verfügbar zu halten, ist eine echte Herausforderung. Entsprechend groß sind Rohrleitungsquerschnitte, Anschlüsse und die zahlreichen über das Gelände verstreuten Hydranten dimensioniert. Das Wassernetz ist zudem sogar redundant ausgelegt. Denn Ausfälle kann sich der Flughafen nicht leisten. Fehlt Wasser, erlischt sofort die Betriebsgenehmigung.

 

„Unser wichtigstes Thema ist die Verfügbarkeit von Wasser auf dem weiträumigen Gelände.“

Jürgen Scheuring, Betriebsleiter der Ver- und Entsorgungsanlagen am Flughafen Frankfurt

 

Der Betriebsleiter weiß um seine Verantwortung. 2,128 Millionen Kubikmeter Wasser wurden am Frankfurter Flughafen im Spitzenjahr 2019 benötigt – um täglich rund 300.000 Menschen auf dem Gelände zu versorgen. Davon lieferte der Wasserversorger Hessenwasser rund 1,45 Millionen Kubikmeter Trink- und 265.000 Kubikmeter Brauchwasser. Die Wassernutzungen auf dem Flughafen sind vielfältig, verwendet wird es zum Trinken, Kochen, Waschen, in Sanitäranlagen, zum Putzen, zum Wässern und im Bedarfsfall auch als Löschwasser. Viele Verwendungen davon sind sicherheitsrelevant. Der Flughafen muss sich im internationalen Maßstab messen lassen und die strengen Standards im Weltluftverkehr einhalten – wenn er sie nicht sogar setzt. Wasser in bester Qualität gehört unbedingt dazu und ist ein entscheidender Standortfaktor.

Brauchwassergewinnung am Flughafen Frankfurt

Aber nicht für jede Anwendung wird Wasser in amtlich geprüfter Trinkwasserqualität benötigt. Der Flughafen deckt deshalb immerhin 32 Prozent der benötigten Menge mit Brauchwasser – insgesamt 680.000 Kubikmeter waren es 2019. Dieses Wasser wird aus Brunnen gefördert, aus aufbereitetem Regenwasser gewonnen und durch aufbereitetes Mainwasser ergänzt. Dächer und Straßen aller neueren Gebäude sind und werden dafür mit Anlagen zum Auffangen von Regenwasser ausgerüstet. „Rund 70 Prozent unseres Brauchwassers gewinnen wir selbst, nur das Mainwasser bekommen wir vom Wasserversorger“, weiß Scheuring. Sämtliches Brauchwasser wird aufbereitet und in mehrstufigen natürlichen Verfahren gereinigt. Am Ende lässt es der Flughafen beim Wasserversorger sogar analysieren. Es hat dann annähernd Trinkwasserqualität. Eine Grundwasser-Reinigungsanlage säubert zusätzlich bis zu 8.000 Kubikmeter Wasser täglich, die im Rahmen eines Grundwasserschutzkonzeptes im Frankfurter Stadtwald wieder versickert werden. „Insgesamt bereitet der Flughafen mehr Wasser auf, als er am Ende zurückbekommt“, zieht Scheuring eine überraschend positive Bilanz. Das zeigt die wasserwirtschaftliche Verantwortung, die der Flughafen wahrnimmt.

 


Schutz für die Grundwasserressourcen

Der parallele Betrieb von Trink- und Brauchwassernetz ist aufwändig. Allein das Brauchwassernetz hat eine Länge von rund 50 Kilometern, mehr als 1.000 Schieber und Klappen sowie 358 Überflutungshydranten. Zur Unterscheidung sind alle Rohrleitungen für Trink- und Brauchwasser farblich markiert. Aber ökologisch betrachtet lohnt sich der Aufwand: Der Flughafen schützt mit seinen Anlagen zur Wasseraufbereitung die Grundwasserressourcen in der Region. Gerade im Angesicht des Klimawandels werden solche Initiativen immer wichtiger. Davon ist auch Jürgen Scheuring fest überzeugt. So sehr, dass er sich auch ins Privathaus eine Regenwassernutzungsanlage eingebaut hat. Denn Wasser – das weiß er besser als die meisten – ist wertvoll.

 

Über Jürgen Scheuring

Jürgen Scheuring verantwortet seit mehr als 10 Jahren den Betrieb der Ver- und Entsorgungsanlagen am Flughafen Frankfurt. Darüber hinaus ist er Geschäftsführer der Flughafen-Kanalreinigungsgesellschaft. Persönlich liegt ihm die Ressource Wasser am Herzen. Deshalb betreibt er auch am eigenen Haus eine Brauchwasseranlage.

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