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„Wasser ist ein ererbtes Gut und keine Handelsware“

Trinkwasser ist ein wertvolles Gut – so denken die meisten Menschen heute. Noch vor 25 Jahren ging man deutlich sorgloser mit der kostbaren Ressource um. Ob der Einsatz von Pestiziden, die Ausleitung von Industrieabwässern oder die Autowäsche auf dem Garagenhof - über Einträge ins Wasser wurde wenig nachgedacht. Hat das Spuren hinterlassen?

 

Wenn Steffen Nauth über Wasser spricht, dann wird man schnell hellhörig. Der 46-jährige Wassermeister der Wasserversorgung Rheinhessen-Pfalz nimmt seinen Beruf sehr ernst – das hört man aus jedem seiner Sätze. „Wasser“, sagt er „ist ein sensibles Gut. An der Wasserqualität von heute spüren wir noch immer die Altlasten von früher.“

 

„Wasser ist ein sensibles Gut. An der Wasserqualität von heute spüren wir noch immer die Altlasten von früher.“

Steffen Nauth, Wassermeister bei der Wasserversorgung Rheinhessen-Pfalz GmbH

 

Dieses „Früher“ ist kaum mehr als 25 Jahre her. Die Menschen gingen damals deutlich sorgloser mit der kostbaren Ressource um als heute. Pestizide aus der Landwirtschaft, Industrieabwässer oder die Autowäsche auf dem Garagenhof – die Einträge von Schadstoffen waren beträchtlich und vielfältig. Noch heute kämpfen die Wasserversorger stellenweise mit den Folgen.

Steffen Nauth weiß das aus der Gegend um Ingelheim, wo die wvr Brunnen betreibt. Dort wurde in der Vergangenheit intensiver Obstanbau mit erheblichen Nährstoffeinträgen betrieben. Nitratwerte von mehr als 150 mg/l im Grundwasser waren zeitweise ganz normal. Heute liegt der europaweit einheitliche Grenzwert für Nitrat im Grundwasser bei 50 mg pro Liter und die Werte in Ingelheim haben sich auf einem Niveau von 60 bis 50 mg/l eingependelt.

 

Die Wasserversorgung Rheinhessen-Pfalz informiert rund um ihre Wassergewinnung am Rhein über ökologische Fragen zum Wasser


Viele Schadstoffe versickern mit

Wie schnell sich Grundwasser von Schadstoffen „erholt“, lässt sich nur schlecht pauschal beantworten, weiß der Wassermeister. Zu viele Faktoren haben hier Einfluss. Wie lange braucht das Wasser auf seiner Reise durch den Boden? Welche Verunreinigungen liegen vor? Wie viele Schadstoffe bleiben im Boden „hängen“? Wie ist der Boden beschaffen – und klar, immer wieder – wieviel regnet es? Denn Schadstoffkonzentrationen im Wasser hängen einerseits von der Menge der Einträge ab -– dafür sind wir Menschen verantwortlich. Eine wichtige Rolle spielt aber auch die Grundwasserneubildungsrate und auf die haben wir direkt zumindest keinen Einfluss.

Gerade Rheinhessen ist bekannt für wenig Niederschläge – hinzu kommt jetzt der Klimawandel mit längeren Trockenperioden oder auch den Starkregenereignissen im Juli. Beides hilft der Grundwasserbildung nicht. Die in die unteren Erdschichten versickerten Düngemittel aus der Landwirtschaft werden weniger „verdünnt“. Das bedeutet, je trockener die Region desto weniger Schadstoffe sollten in den Boden gelangen. „Deshalb kann man die Folgen von intensiver Düngung in unterschiedlichen Gebieten auch nur schlecht vergleichen“, weiß Steffen Nauth. „In regenarmen Gegenden weisen die Analysen immer eine höhere Nitratkonzentration im Grundwasser nach. Außerdem dauert der Abbau entsprechend länger. Aber selbst Verunreinigungen in großen Flüssen wie dem Rhein können noch lange Spuren hinterlassen. Daher haben die Wasserversorger eine aktive Verbesserung der Qualität im Fokus.“

 


Eine positive Entwicklung

Auch das beobachtet Steffen Nauth: Der Umgang mit Schadstoffen, die das Grundwasser belasten, ist viel strenger und kritischer geworden. Stinkende Flüsse und Kloaken, wie es sie in den 70er und 80er Jahren gab, sind heute kaum mehr denkbar. Dennoch arbeiten die Wasserversorger weiter daran, Wasser als wertvolle Ressource ins Bewusstsein zu rücken. „Die ständige Verfügbarkeit von Trinkwasser in einwandfreiem Zustand ist für die meisten Menschen eine Selbstverständlichkeit“, erzählt Steffen Nauth. „Der Aufwand, der dahinter steckt, um es rund um die Uhr zur Verfügung zu stellen, wird dabei oftmals nicht bedacht. Deshalb fehlt manchmal die Wertschätzung und Wasser wird verschwendet.“

Dabei ist sauberes Trinkwasser aus der Leitung eine hochwertige Daseinsvorsorge, die nur wenige Länder auf der Welt anzubieten haben. Gerade deshalb lohnt sich ein Blick darauf, wie wir Wasser sparen und vor allem die Ressourcen schützen können. Eigentlich selbstverständlich findet Steffen Nauth und verweist auf den ersten Grundsatz der europäischen Wasserrahmenrichtlinie: „Wasser ist ein ererbtes Gut, das entsprechend geschützt und behandelt werden muss. Es ist keine Handelsware! Es liegt in unseren Händen, wie wir es an die nächste Generation weitergeben.“

 

Über Steffen Nauth

Steffen Nauth arbeitet seit 25 Jahren bei der Wasserversorgung Rheinhessen-Pfalz GmbH (wvr). Seit 21 davon ist er Wassermeister. An seinem Beruf hat er sehr viel Spaß und er ist stolz, zu einer qualitativ hochwertigen Trinkwasserversorgung beizutragen.

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